Aktuell

Entkreuzung
Malerei
12.01. - 24.02.2024

Saarländische Galerie – Europäisches Kunstforum e.V.
Charlottenstraße 3
10969 Berlin


https://www.saarlaendische-galerie.eu






Seit den vergangenen Jahren beschäftigt sich Małgorzata Sztremer in ihren tafelbildartigen Malereien mit dem Topos der Hexe. Es handelt sich um einen Topos, der eng mit der andauernden Geschichte der Gewalt gegen Frauen und der Kolonisation verbunden ist. Das Wissen um diese Figuren wird bis heute in Mythen, in Science Fictions und in Märchen weitergetragen. Małgorzata Sztremer lädt uns ein, diese Frauenfigur noch einmal von Neuem zu betrachten und ihr Wissen, um die Welt zu entziffern.

Rot, gelb und blau leuchten uns Bildnisse von Stoffen und Blüten von den Leinwänden entgegen, die sich vom blauen Himmel, erdfarbenen Höhlen und Berglandschaften absetzen. Symbole, die den Zutritt zu Erzählungen zwar eröffnen, deren Handlungen dennoch rätselhaft bleiben: Warum schaukelt hier eine Katze am Ast? Wie ist das Verhältnis zwischen Tieren und Menschen und was haben beide mit der Landschaft zu tun? Zwar treten uns Małgorzata Sztremers Bilder als Bühnenräume entgegen. Bühnenräume die Landschaften und Architekturen, Frauen* und Tiere zeigen. Und doch sind die dargestelltem Szenen nur auf den ersten Blick verständlich. Was zunächst in seiner Farbigkeit und Komposition an Bildtafeln aus dem Mittelalter oder der Renaissance erinnert, erscheint auf den zweiten Blick eher mit dem Surrealismus verwandt. Die Leinwände, die Ihnen in der Saarländischen Galerie zu sehen gegeben werden, zeigen fiktionale Bildräume. In dieser figuralen Bildwelt werden komplexe Erzählungen über mehr-als-menschliche Formen und Praktiken des Zusammenlebens sichtbar. Dabei sind Orte, Landschaften und Architekturen nicht an eine bestimmte Zeit gebunden. Und dennoch scheinen die Malereien einen Hinweis darauf zu geben, dass Architekturen, Landschaften, Räume, Objekte und Subjekte sich gegenseitig bedingen. Die Bildräume scheinen darüber zu erzählen, inwiefern sich die Mitwelt in Handlungen, in das Wissen und die Figuren selbst einschreibt. Praktiken der Kommunikation, der Zugewandtheit, der Fürsorge werden hier allererst im Zusammenspiel möglich. Die Malereien von Małgorzata Sztremer sind sorgfältig komponiert. Auf ihren Tafelbildern spielen Farben sowohl als Farbton, wie auch als Material eine zentrale Rolle. Von der farbigen Grundierung der Leinwand aus, baut sich der Bildraum Farbschicht für Farbschicht auf. Am Anfang jedes Prozesses steht das Bedürfnis nach Bildern.

Sofort in den Blick springen, die Frauen*gestalten und Tiere, die den Vordergrund des Bildraumes bevölkern. Dabei spielt die Figur der Baba Yaga aus der slawischen Mythologie eine Schlüsselrolle, deren Motiv aufgegriffen und neu interpretiert wird. Baba Yaga erscheint als Figur, die in ihrer silbern glänzenden Rüstung, nicht nur über die malerische Freude an der mimetischen Materialdarstellung berichtet, sondern auch als beinahe erotisch. Ähnlich der Figur der Hexe, ist Baba Yaga eng mit dem Wissen um Pflanzen und deren medizinischer Wirkung betraut. Es handelt sich um ein Wissen, das, wie wir bei der feministisch-marxistischen Historikerin Silvia
Federici nachlesen können, im Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus durch die gewaltsamen Verfolgungen von gelehrten Frauen* unsichtbar gemacht werden sollte. Mit der sog. Hexenjagd verbunden war bzw. ist nicht nur ein Angriff auf das Wissen der Frauen*, sondern auch die Zementierung von Binaritäten wie Natur/Kultur, wie Wild/Zivilisiert, wie Tier/Mensch, wie Frau/Mann. Grenzen, die in den Bildern von Małgorzata Sztremer durch ihre Abwesenheit verhandelt werden. Tiere und Menschen, Hexen und Frauen* werden nicht hierarchisiert. Es scheint vielmehr, als wären die mehr-als-menschlichen Akteure in den Bildern in derselben Weise handlungsfähig. Sie alle konstituieren gleichermaßen die uns gezeigte Welt.

Dabei heben sich die Figuren, die in der Malerei von Małgorzata Sztremer sichtbar werden, von den stereotypen Darstellungen ab. Zwar sind die Malereien durch Märchen, Mythen und durch Science-Fictions gespeist, kennen aber kein lineares Narrativ. Sie sind nicht Symbolträger*innen moralischer Konventionen, sondern betonen die vielfältigen Verflechtungen der Beziehungen mit ihrer Umwelt. Gezeigt wird nicht, wie noch bei René Descartes gedacht, ein mechanistischer Zugriff auf die Tierwelt, der diese als seelen- und gefühllos versteht. Im Gegenteil: Minerale wie Malachit und Azurit, deren strahlendes Blau und Grün sich in der Landschaft widerspiegelt, sind genauso wie Muscheln, Katzen, Schmetterlinge und Vögel für die Welt konstituierend. Ein Verweis auf die Kritik am Anthropozän, die deutlich macht, inwiefern, die sich als Menschen bezeichnende Spezies nicht über die Welt verfügt, sondern sich selbst vielmehr nur als Teil ihrer Mit-welt verstehen muss – als ein Teil des Ganzen. Konsequenterweise werden jede Figur und jeder Bildgegenstand in formalem, stofflichem und farbigem »Echo« zueinander gezeigt. Hier scheint alles miteinander verbunden zu sein. Und dennoch schauen wir nicht in ein scholastisches Universum, in dem die Formen mit ihrem idealen Gehalt gleichgesetzt und damit dem postfaktischen Zeitalter esoterischer Verschwörung preisgegeben werden. Vielmehr scheint darin die Forderung sichtbar zu werden, das Wissen um die Natur/Kultur, um Pflanzen und Tierwelt wieder ans Licht zu holen. Einen Hinweis auf dieses Wissen finden wir bereits im Titel »Entkreuzung«. Damit wird nicht etwa auf einen christlichen Zusammenhang hingedeutet, sondern auf die Umkehrung, die Aufhebung oder sogar auf das Ende eines bösen Zaubers. Ein Begriff, der im Zusammenhang mit Kräuteranwendungen benutzt wird, wenn Beschwerden geheilt oder gelindert werden. Gleichsam ist er eine Erinnerung daran, dass althergebrachtes Wissen, weibliches Wissen und Indigenes Wissen systematisch aus den Wissenschaften ausgeschlossen wurde.

Thari Jungen im Januar 2024










SaarART 2023 AU RENDEZVOUS DES AMIS, Städtische Galerie Neunkirchen, 22.06.-17.09.2023  



vLnR:

 







“...alles Übrige blieb unsichtbar”, Museum St.Wendel, 9. Dezember 2022 - 26. Februar 2023, zusammen mit Mirjam Elburn



Photo: Rachel Mrosek


… Demgegenüber sieht man sich in Małgorzata Sztremers Bildern einer figurativen Malerei mit großem Detailreichtum gegenüber. In dieser Bilderwelt agieren ausschließlich Frauengestalten in verschiedenen Erscheinungsformen in einem bühnenartigen Bildraum. Motivisch inspiriert sind Małgorzata Sztremers Bildideen hauptsächlich von Märchen und Mythen, die sie neu erzählt. Beispielsweise setzt sie beinahe humoristisch die immer gleiche Struktur des Märchens mit der stereotypen Schlussformel „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ außer Kraft, indem sie Aschenputtel schwanger darstellt. Die „Show“ geht also weiter.
Eine zentrale Figur in Małgorzatas Motivwelt ist die Hexe. Nahezu programmatisch dafür ist das Bild „Baba Silber“. Prominent in Szene gesetzt wird Baba Yaga, eine Figur...

hier zum Text von Friederike Steitz ︎︎︎




Fliegende Zuckerdose / 2022 / Acryl auf Leinwand / 30 x 40 cm

Fliegende Zuckerdose / 2022 / Acryl auf Leinwand / 30 x 40 cm









Alice / 2022 / Acryl auf Leinwand / 33 x 41 cm

Alice / 2022 / Acryl auf Leinwand / 33 x 41 cm












 Am Brunnen / 2022 / Eitempera auf leinwand / 35 x 38 cm

Am Brunnen / 2022 / Eitempera auf leinwand / 35 x 38 cm











Brombeeren / 2022 / Eitempera auf Leinwand / 30 x 35 cm

Brombeeren / 2022 / Eitempera auf Leinwand / 30 x 35 cm









Azurit / 2021 - 2022 / Öl auf Leinwand, 77 x 98 cm

Azurit / 2021 - 2022 / Öl auf Leinwand / 77 x 98 cm









Malachit / 2021-2022 / Öl auf Leinwand / 75 x 65 cm

Malachit / 2021-2022 / Öl auf Leinwand / 75 x 65 cm












Baba Silber / 2020 / Eitempera auf Leinwand /  95 x 78 cm 

Baba Silber / 2020 / Eitempera auf Leinwand / 95 x 78 cm 

︎










Im Herz einer Hexe / 2019 / Eitempera auf Leinwand / 22 x 32 cm 

Im Herz einer Hexe / 2019 / Eitempera auf Leinwand / 22 x 32 cm 












Das Aschenputtel / 2019 / Eitempera auf Leinwand / 65 x 80 cm       

Das Aschenputtel / 2019 / Eitempera auf Leinwand / 65 x 80 cm        











Die Landschaftsmalerin / 48 x 39 cm / Eitempera auf Leinwand / 2018
Die Landschaftsmalerin / 48 x 39 cm / Eitempera auf Leinwand / 2018











Im Unterricht / 41 x 30 cm / Eitempera auf Leinwand / 2017  
Im Unterricht / 41 x 30 cm / Eitempera auf Leinwand / 2017          










Ella im Wald / 40 x 36 cm / Öl auf Leinwand / 2017
Ella im Wald / 40 x 36 cm / Öl auf Leinwand / 2017












Die Hutmacherin / 45 x 65 cm / Öl auf Leinwand / 2016
Die Hutmacherin / 45 x 65 cm / Öl auf Leinwand / 2016










Die Alchemistin / 50 x 70 cm / Öl auf Hartfaserplatte / 2015
Die Alchemistin / 50 x 70 cm / Öl auf Hartfaserplatte / 2015











Die Luxuskamelmutter / 60 x 50 cm / Öl auf Leinwand / 2015
Die Luxuskamelmutter / 60 x 50 cm / Öl auf Leinwand / 2015












Traum / 19 x 25 cm /  Öl auf Leinwand / 2015
Traum / 19 x 15 cm / Öl auf Leinwand / 2015












Janek / 37 x 29 cm /  Eitempera auf Leinwand / 2014
Janek / Eitempera auf Leinwand / 2014













Ika /  35 x 28 cm /  Eitempera auf Leinwand / 2014
Ika /  Eitempera auf Leinwand /  2014













Traum / 30 x 25 cm / Öl auf Leinwand / 2012
Traum / 30 x 25 cm / Öl auf Leinwand / 2012







Blaue Bändchen / 50 x 60 cm / Öl auf Leinwand / 2010
Blaue Bändchen / 50 x 60 cm / Öl auf Leinwand / 2010












Das Elternhaus / 35 x 40 cm / Öl auf Leinwand / 2010Das Elternhaus / 35 x 40 cm / Öl auf Leinwand / 2010












Raum für die Psychoanalyse / 45 x 60 cm / Öl auf Hartfaserplatte / 2009 Raum für die Psychoanalyse / 45 x 60 cm / Öl auf Hartfaserplatte / 2009









Heute ist ein Tag nach gestern / 40 x 60 cm /  Öl auf Hartfaserplatte / 2009
Heute ist ein Tag nach gestern / 40 x 60 cm /
Öl auf Hartfaserplatte / 2009















Ihre Weichheit / 35 x 45 cm / Öl auf Hartfaserplatte / 2009Ihre Weichheit / 35 x 45 cm / Öl auf Hartfaserplatte / 2009